Uralte Terrassenfelder und antikes Bewässerungssystem:
Leben in Battir
© Gemeinde Battir
Wie das Bild oben zeigt, ist der Anblick des Ortes - vom nördlich gelegenen Tal aus gesehen - von Feldern geprägt, die auf Terrassen angelegt sind.
Oft wird der Ursprung dieser Terrassen auf die Römerzeit vor etwa 2.000 Jahren zurückgeführt. Archäologische Forschungen haben aber gezeigt, dass sie wohl doppelt so alt sind: Vermutlich gehen sie zurück auf die Zeit der Kanaanäer (auch: Kanaaniter). Diese waren das erste Volk, das historisch nachweisbar diesen Landstrich besiedelte.
Die Kanaanäer waren in Stadtstaaten organisiert und trieben Handel. Vom 13. Jh. vor der Zeitenwende an wurde die Region von den Hebräern (Israeliten) erobert, die halbnomadisch im Bergland lebten.
Römische Spuren
Eine römische Inschrift
Eine römische Inschrift besagt, dass die fünte und die elfte römische Legion in Battir waren:
Die Stadt hat ein ausgefeiltes und hocheffizientes Bewässerungssystem, das auf die Römerzeit zurückgeht. Vier Quellen speisen Wasserbecken, die an verschiedenen Stellen des Ortes liegen. Von hier aus wird das Wasser über ein verzweigtes Netz von Kanälen in einem genau festgelegten Rhythmus reihum auf die Felder der einzelnen Familien verteilt. Alle acht Tage beginnt der Rhythmus von neuem; man sagt daher, in Battir habe die Woche acht Tage. Der Wechsel wird von Hand geregelt und das System funktioniert reibungslos – ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie eine uralte Tradition mit lebenswichtiger Bedeutung für das Leben der Gemeinde sich bis heute bewährt.
Fotos: © Almut Zimmermann
Wegen dieses alten Bewässerungssystems und wegen der Steinterrassen hat die Stadt vor einigen Jahren zwei UNESCO-Auszeichnungen bekommen:
Mehr zum politischen Hintergrund und seinen Auswirkungen auf der Seite Politische Verortung.
Neuerdings sind die Terrassenfelder von zumindest teilweiser Zerstörung bedroht. Mehr dazu hier
Fotos: © Gemeinde Battir
Bürgermeister und Gemeinderat
Am 11. Dezember 2021 fanden im Westjordanland Kommunalwahlen statt.
Neuer Bürgermeister von Battir ist Herr Zaki Butma. Der bisherige Bürgermeister, Herr Tayseer M. Qatoush, überreichte ihm die Urkunde und der Amtsgeschäfte. Das Bild rechts zeigt einige Mitglieder des neuen Gemeinderats, der insgesamt aus zwei Damen und neun Herren besteht.
Wir gratulieren allen Gewählten und wünschen ihnen viel Energie, Glück und Erfolg für ihre Arbeit!
Auch Herrn Qatoush wünschen wir alles Gute!
Kommunale Einrichtungen
Battir hat mehrere Moscheen und Schreine, das sind Gräber bedeutender muslimischer Gelehrter. Außerdem gibt es im Ort einige Kindergärten sowie jeweils zwei Schulen für Jungen und für Mädchen.
Weitere kommunale Einrichtungen sind eine Stadtbibliothek, ein Sportverein, ein Schwimmbad, eine Einrichtung für Mütter und Kinder, eine Lehrküche, die Kurse speziell für junge Frauen anbietet.
In der Stadtbibliothek von Battir, deren Leiterin Mariam Ma'mmar (hinter dem Buch auf dem mittleren Bild) ist.
Fotos:
© Mariam Ma'mmar
Im Oktober 2020 hat Mariam Ma'ammar in der Bücherei eine "deutsche Ecke" eingerichtet. Sie ist mit Büchern und einigen Spielen bestückt, die der Bürgermeister von Brühl der Gemeinde Battir geschickt hat. Einige der Kinderbücher sind zweisprachig. Hier soll regelmäßig gemeinsam gelesen und auch übersetzt werden. Helfen wird dabei die Deutsche Evangelisch-Lutherische Schule Talitha Kumi in Beit Jala, die einige Kinder aus Battir besuchen.
Das Bild unten rechts zeigt den Bürgermeister von Battir, Herrn Qattoush, und die Leiterin der Bibliothek, Frau M.Ma'mmar.
Alle Fotos:
© Mariam Ma'mmar
Das "National Office for Palestine" der UNESCO hat einen kleinen Film über traditionelle Lieder ins Netz gestellt. Sie werden gesungen von Frauen in Battir. Siehe
https://www.youtube.com/watch?v=ed_Ez7S3KOU&feature=youtu.be
Ein gewisses Problem stellt das Abwassersystem dar. Hier ist dringend Hilfe geboten. Dies könnte ein Ansatzpunkt sein für eine Projektpartnerschaft zwischen Brühl und Battir.
Die medizinische Versorgung wird von einigen Ärzten und einer Apotheke wahrgenommen. Bei größeren gesundheitlichen Problemen kann man das Krankenhaus in Bethlehem aufsuchen.
Ein wichtiger Erwerbszweig ist die Landwirtschaft.
Für seine schlanken und süßen Auberginen war der Ort schon immer besonders berühmt; noch heute wird jedes Jahr im Herbst ein großes Auberginenfest gefeiert. Angebaut werden auch Oliven und Zitrusfrüchte, Weintrauben und Feigen, Äpfel und Birnen, Aprikosen, Pfirsiche und Feigen.
Wichtig sind auch ein Landschaftsökomuseum und eine Saatgut-Sammelstelle (Palestine Heirloom Seed Library = „Archiv für Palästinensisches Erb-Saatgut“). In ihr werden Samen von alten, aber beinahe ausgestorbenen Getreide-, Gemüse- und Obstsorten gesammelt und den Bauern im ganzen Land angeboten, damit sie wieder in den Anbau-Kreislauf zurückkehren können; denn diese Pflanzen sind durch jahrhundertelange Kultivierung optimal an die Region und das Klima angepasst.
Eine weitere wichtige Einnahmequellen stellt der Tourismus dar.
Ausgeschilderte Wanderwege erschließen die reizvolle Umgebung der Stadt. Ein knapp sieben Kilometer langer Weg führt beispielsweise durch das traumhaft schöne Wadi Makhrour nach Beit Jala, der Partnerstadt von Bergisch Gladbach. Auf Kletterfreunde wartet ein Kletterwald.
Mehrere Gästehäuser und ein Café freuen sich auf Besucher.
Vor dem Eingang des Kunsthandwerkgeschäfts in Battir
Im Zusammenhang mit dem Tourismus blüht auch das Kunsthandwerk:
Alle Fotos: © Gemeinde Battir
Die palästinensische Stickkunst wurde in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Siehe
© Gemeinde Battir